2023 haben wir gemeinsam mit der Queer Media Society unseren ersten Empfang organisiert.
Im Foyer der komischen Oper haben wir uns im Rahmen der Berlinale weiter vernetzt und gefeiert.
Thanks to:
Kai S.Piek * QMS * Komische Oper Berlin * Isastrassenfilm * Eva Meckbach * Philipp Leinenbach * Sylvia Mayer * Nicola Langrzik * Jill Weller * Juli Feldmeier * Felix Rank
Wir sind hier und wir sind viele!
Wir sind Schauspieler*innen und identifizieren uns unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans*, queer, inter und non-binär.
Bisher konnten wir in unserem Beruf mit unserem Privatleben nicht offen umgehen, ohne dabei berufliche Konsequenzen zu fürchten. Noch zu oft haben viele von uns die Erfahrung gemacht, dass ihnen geraten wurde – sei es von Agent*innen, Caster*innen, Kolleg*innen, Produzent*innen, Redakteur*innen, Regisseur*innen usw. – die eigene sexuelle Orientierung, Identität sowie Gender geheimzuhalten, um unsere Karrieren nicht zu gefährden.
Das ist jetzt vorbei.
Wir gehen nun gemeinsam den Schritt an die Öffentlichkeit, um Sichtbarkeit zu schaffen.
Wir, das sind sowohl Schauspieler*innen, die in der Vergangenheit mutig im Alleingang das Coming-out gewagt haben, als auch die, die sich jetzt dafür entscheiden. Wir sind Nachwuchs, in der Branche Etablierte und nicht Etablierte. Wir sind in einer Zeit aufgewachsen, in der Homosexualität noch unter Strafe stand und wir sind jünger als Elliot Page. Wir kommen vom Dorf, aus der Großstadt, wir sind People of Color, Menschen mit Migrationserfahrung und Menschen mit Behinderung; wir sind keine homogene Gruppe.
Bislang wird behauptet, dass, wenn wir gewisse Facetten unserer Identität, nämlich unsere sexuelle sowie Geschlechtsidentität offenlegten, wir mit einem Mal bestimmte Figuren und Beziehungen nicht mehr darstellen könnten. Als wäre deren Sichtbarkeit unvereinbar mit unserer Fähigkeit, Rollen überzeugend und glaubhaft für das Publikum zu verkörpern.
Diese Unvereinbarkeit gibt es nicht.
Wir sind Schauspieler*innen. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es – das ist unser Beruf.
Wir spielen Ehefrauen und Familienväter, Liebende und Staatsleute, Sympathieträger*innen und Ekel. Und häufig auch Figuren, mit deren Überzeugungen wir privat nie übereinkämen. Dabei können wir Mörder*innen spielen, ohne gemordet zu haben. Wir können Leben retten, ohne Medizin zu studieren. Wir können Menschen mit anderen sexuellen Identitäten spielen, als die, die wir leben. Und wir tun es längst, die ganze Zeit schon, weil es unser Beruf ist.
Darüber hinaus haben die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt, dass sich die bestehenden Film- und Serien-Sehgewohnheiten erweitern und verändern. Es gibt weitaus mehr Geschichten und Perspektiven als nur die des heterosexuellen weißen Mittelstands, die angeschaut und gefeiert werden. Diversität ist in Deutschland längst gesellschaftlich gelebte Realität. Dieser Fakt spiegelt sich aber noch zu wenig in unseren kulturellen Narrativen wider.
Unsere Gesellschaft ist längst bereit. Die Zuschauer*innen sind bereit.
Unsere Branche soll für ein Miteinander stehen und in ihrer Vielfältigkeit die Gesellschaft abbilden.
Wir übernehmen Verantwortung für ein freies und offenes Zusammenleben und Zusammenarbeiten und solidarisieren uns mit allen Menschen, die Stereotypisierung und Marginalisierung durch Ableismus und Altersdiskriminierung, Antisemitismus, Klassismus, Rassismus und anderen Formen von Diskriminierung ausgesetzt sind. Wir fühlen uns auch mit den Kolleg*innen verbunden, die zu unserem Schritt zum jetzigen Zeitpunkt nicht bereit sind.
Dies ist zudem ein solidarischer Akt über die Grenzen unserer Branche hinaus und ein Appell an alle, uns zu unterstützen.
Wir freuen uns auf all die neuen Geschichten, die wir gemeinsam darstellen und erzählen können.